Das Marketing der Rügenwalder Mühle
Um das Jahr 1903 saß Carl Müller, Urgroßvater von Christian Rauffus, dem heutigen Inhaber und Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle, mit einem Freund beim Nachmittagstee und – wie es damals üblich war – Wurstbroten zusammen. Sie sprachen über das Geschäft und seine streichfähige Wurstsorte, die Carl Müller gerade kreiert hatte und die in kurzer Zeit bei seinen Kunden sehr beliebt geworden war.
Aus der schnittfesten Zervelatwurst, die durch fortschreitende Elektrifizierung immer feiner hergestellt werden konnte, war eine neue, streichfähige Wurst entstanden. Man gab ihr den Namen Teewurst, weil sie fein war und zum Tee gegessen wurde.
1945 musste die Familie aus ihrer pommerschen Heimat flüchten und fand im Ammerland ein neues Zuhause. 1952 eröffnete sie in Bad Zwischenahn eine Metzgerei, die den Grundstein für das heutige Unternehmen der Rügenwalder Mühle darstellt, welches bald zu den größten Arbeitgebern der Region zählt.
1996 bot die Rügenwalder Mühle rund 400 Artikel an. Darunter den Lukullus Geschenkkarton, Edelbäuche, süße Blutwurst, Muttis Gurkentopf, das totale Schmalzprogramm und sogar Tiernahrung. Trotz des großen Erfolgs belegte eine Straßenumfrage in diesen Jahren, dass das Unternehmen bei den Verbrauchern noch weitgehend unbekannt war.
In den nächsten zehn Jahren erfolgte unter Christian Rauffus eine radikale Artikelbereinigung. Unter seiner Führung konzentrierte sich das Unternehmen fortan auf den Aufbau fünf großer Marken, darunter die Rügenwalder Teewurst, die Pommersche Gutsleberwurst oder auch der Schinkenspicker. Darüber hinaus wurden „klare Ziele und Erfolgsfaktoren definiert“, berichtet Godo Röben, Geschäftsleiter Marketing bei Rügenwalder, in seinem Vortrag. Unter dem Logo der roten Mühle sorgt der neue Marken-Claim „Die mit der Mühle muss es sein“ für besondere Aufmerksamkeit. Mit der resultierenden erhöhten Bekanntheit des Unternehmens gehen sowohl die Verdoppelung der Tonnage als auch ein erfolgreicher, 70%iger Absatz im SB-Bereich einher.
Im Jahre 2009 hat sich die Rügenwalder Mühle als einer der größten und bekanntesten Hersteller von Wurst- und Schinkenspezialitäten etabliert. Jetzt konzentriert man sich zunehmend auf die veränderten Bedürfnisse der Verbraucher. So führt das Unternehmen sein „4 x ohne“-Konzept ein und schafft in der Zusammenarbeit mit dem SGS Institut Fresenius Vertrauen in die Qualität und Sicherheit seines gesamten Produktsortiments. Somit wird dem von Matthias Horx prognostizierten Megatrend „Gesundheit“ Rechnung getragen: Geschmacksverstärker, Farbstoffe, Lactose und Gluten sind fortan nicht mehr in den Produkten enthalten.
Heute ist das Familienunternehmen in sechster Generation bei vielen neuen Artikeln Marktführer. Jörg Pilawa wirbt exklusiv für die gesunde, leckere Marke. Eine Erhebung von Young & Rubicam im Jahr 2010 zeigte, dass die Rügenwalder Mühle jetzt die stärkste Wurstmarke ist.
Der Deutsche Marketing-Verband hat das Unternehmen 2010 mit dem erstmals verliehenen Marketing-Sonderpreis für eine außergewöhnliche Marketingleistung geehrt. Ausschlaggebend waren die kontinuierliche, generationenübergreifende und erfolgreiche Marketing-Performance, die permanente Steigerung des Absatzes sowie die Konsequenz in der Kundenorientierung.