Exklusiv-Seminar: "Gähnen - nicht bei mir"
45 Sekunden können sehr lang sein, wenn man den Atem anhalten soll. Oder extrem kurz, wenn man sich selbst vorstellen und als Arbeitgeber auch noch als attraktiv darstellen soll. Das war nur eine von vielen Situationen, die die Teilnehmer des Kommunikations-Seminars in Mainz Ende März meistern mussten.
Oder haben Sie die Fünfte von Beethoven schon einmal gehört und sich dabei vorgestellt, das sei eine Ansprache von Ihnen: Spannend, zupackend, abwechslungsreich, mitreißend? Oder wussten Sie, dass der Mensch über 104 Basis-Gesten verfügt, dagegen nur über fünf Varianten in der Stimme? So leicht Kommunikation auch erscheint, denn schließlich können wir alle irgendwie reden, so sehr ist eine professionelle Rede, noch dazu vor laufendender Kamera, doch „Training und harte Arbeit“, wie Thomas Eggeling sagte. Das Vorstandsmitglied des Marketing-Clubs war an diesem Tag selber Teilnehmer. Dr. Klaus-Ulrich Moeller, Kommunikations- und Medientrainer in Mainz, unterstützt das nachdrücklich: „Jede Minute öffentlichen Auftretens erfordert etwa eine halbe Stunde Vorbereitung. Jedes Wort, jede Geste, jedes dramaturgische Detail ist extrem wichtig. Und man muss Grundkenntnisse besitzen, wie Kommunikation funktioniert.“
Nichts bleibt den Teilnehmern an diesem Tag erspart und viele konnten es live erleben: Wenn ich eine positive Botschaft aus zu vielen Negativ-Worten entwickeln will, geht das meist schief, weil das Gehirn keine „Verneinung“ kennt. Sobald ich beim Golf sage „Vergiss einfach das Wasser dort“, platscht der nächste Ball mit Sicherheit hinein. Oder wie sieht das brutalst mögliche Feedback auf einen Kurzvortrag aus? Lassen Sie die Gruppe vor sich je nach Stimmung vor- und zurückweichen und Sie werden an sich selber zu zweifeln beginnen, wenn Sie merken, wie Ihnen Ablehnung entgegenschlägt. Vielleicht liegt Ihnen eher das „Präsentations-Karaoke“, bei dem Sie in einen laufenden Vortrag plötzlich Ihnen völlig unbekannte Power-Point-Folien einbauen müssen?
Der Tag zeigte außerdem, wie auch unsere Umwelt die Kommunikation beeinflusst: Werte verfallen, Konsens ist immer schwerer zu erreichen, die Zeit, Argumente vorzutragen, wird immer kürzer. Und Ablehnung aufzufangen, umzuleiten, darauf sind wir nicht trainiert. Darf ich einen idealen Tag für Kinder beschreiben, in dem das Thema Natur nicht vorkommt? Darf ich auf die Frage nach meiner Führungsphilosophie die Antwort zurückgeben an die Gesellschaft? Wie begründe ich Wachstum? Warum soll man in die Kirche gehen? Was soll man überhaupt noch?
Sinnfragen, die nicht allein mit rhetorischen Techniken zu lösen sind. Und doch, wie dieser Tag genauso zeigte, kommt es auf Klarheit der inneren Haltung und eine professionelle Ausdrucksweise an: Wie vermeide ich die vielen „ähhs“ in einem Vortrag, wie präsentiere ich gebrandete Folien für das I-Phone, wie überwinde ich Nervosität vor einer großen Gruppe? Das Thema Kommunikation so vielfältig zu erleben, war wohl der größte Nutzen an diesem Tag, der damit abschloss, dass Gruppen eine Gesprächs-Strategie entwickeln mussten, um optimal mit einem Flugzeugentführer zu verhandeln.
Dr. Klaus-Ulrich Moeller berät und begleitet Unternehmer in Fragen strategischer Kommunikation, öffentlichen Auftretens, professioneller Präsentation, Überzeugungs-Kommunikation und rhetorischer Perfektion. Kult ist inzwischen sein Vortrag „Das tibetanische Trüffelschwein“, in dem er den Sinn systematischer Fortbildung im Bereich Kommunikation bewirbt. Kontakt über www.creative-comm.de.